Können unterschiedliche Organisationsformen innerhalb einer Unternehmung existieren und warum ist es sogar notwendig?

Die geeignete Organisationsform zu finden und zu entwickeln, ist eine der größten Herausforderungen für alle Unternehmungen. Nicht nur die unglaubliche Vielfalt an Organisationsformen ist herausfordernd, sondern sie scheinen auch nicht immer zu passen.

Wo die klassischen Organisationsformen eher für stabile Organisationsumgebungen geeignet scheinen, sind modernere Formen für sehr dynamische Organisationsumgebungen offensichtlich besser geeignet. Vielfach ist es sogar so, dass für unterschiedliche Organisationsteile unterschiedliche Umgebungsvariablen existieren, die auch unterschiedliche Organisationsformen notwendig machen. Egal für welche Form man sich entscheidet, es passt nicht für die gesamte Unternehmung.

Organisationen bestehen aus Rollen, Teams und Teamgruppen und interagieren aus ihrer Sicht mit externen Partnern

Um dieses Problem zu lösen, darf man das Unternehmen nicht mehr als eine homogene standardisierte Masse begreifen, sondern muss sie als einen Organismus bestehend aus einem Netzwerk einzelner Funktionen betrachten.

Das Wichtigste aber zuerst: Ich muss mir darüber im Klaren sein, dass es nicht die "eine" beste Organisationsform gibt, sondern immer nur die geeignetste. Welche die „richtige“ Organisationsform ist, entscheidet sich nach internen und externen Referenzen einer Organisation oder eines Organisationselementes. Dazu gehören z.B. Zweck und Erwartung, Umgebung und Rahmenbedingungen, aber auch gesellschaftliche Parameter wie das soziale System oder Bedürfnisse der Organisationsteilhaber.

Wie kann das funktionieren?

Wenn man die Organisation als Organismus betrachtet, besteht sie zu einem aus unterschiedlichen Organen mit einem definierten Zweck und Funktion und zum anderen aus deren Zusammenarbeit. Welche Organe oder Funktionen eine Unternehmung braucht, wird durch den „Schnitt“, den gemeinsamen Zweck, den Umgebungsvariablen (externe Rahmenbedingungen) und die Möglichkeiten (interne Rahmenbedingungen) der Organisation bestimmt → erster Grad der Strukturierung.

Diese Ebene ist besonders wichtig, da sie nicht nur die erste Strukturebene, sondern auch die Freiheitsgrade zur eigenständigen Entwicklung der Organe, Normen und Leitlinien für den gesamten Organismus und das übergreifende Betriebssystem festlegt. Hier wird der Organisation unter anderem bewusst erlaubt, dass unterschiedliche Organisationsformen innerhalb der Organe existieren dürfen und wie sie zusammenarbeiten werden. Für die erste Organisationsebene ist damit eine Organisationsform entschieden, die ganz bewusst nicht 100 % in die nächsten Organisationsebenen abgeleitet wird.

Damit die Organe, trotz Freiheit, sich selbst auszurichten, ihren Zweck erfüllen können, müssen die Funktion und ihre Zusammenarbeit sehr genau beschrieben sein. Durch diese beschriebene Systemgrenze werden sie durch die Gesamtorganisation steuerbar und werden von uns als „Rahmen-gesteuerte Systeme“ oder insgesamt auch als Netzwerkorganisation bezeichnet.

Damit ist es möglich, in einer Unternehmung unterschiedliche, bedarfsgerechte Organisationsformen einzuführen und zu entwickeln.

Ein weiterer Vorteil ist das Experimentieren und Lernen der relativ autarken Organisationselemente, da sie in ihrer Funktionsweise voneinander entkoppelt und trotzdem im Gesamtsystem über ihre Systemgrenze integriert sind.

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„Emergente Organisationsentwicklung“ - Auszug aus unserem "EvoFrame" Forschungsprojekt